Wenn dein Disney-Vertrag ausläuft, bist du tot
Disclaimer vorab: In diesem Newsletter wird es vorwiegend um tote, untote und wiederbelebte Superheld*innen gehen. Das kann teilweise etwas spoilerig werden. Wer mitten in seiner*ihrer Lieblingsserie ist oder sich bestimmte Comics nicht verderben lassen möchte, sollte vermutlich direkt zum Superheld*innen-Nachrichten-Teil springen.
Jetzt, wo wir das hinter uns haben, können wir in Ruhe über den Tod von Superheld*innen reden; insbesondere darüber, dass in diesem Setting permanent jemand stirbt und kurze Zeit später wieder aufersteht. In den letzten zwei Wochen sind, aufgeteilt auf eine Serie und zwei Comics, drei Hauptfiguren und der Großteil einer Stadt gestorben und wiederbelebt worden. Die Tod/Wiederbelebungs-Sache hat so exzessive Ausmaße angenommen, dass Listen wie „15 Times Superman Actually Died“ in diesem Rahmen ganz normal wirken. Es ist wie die ersten Staffeln Game of Thrones, aber ab und an tauchen eigentlich ermordete Charaktere auf und sagen „Huhu, ich wurde in ein magisches Wasserbecken gelegt und jetzt leb‘ ich wieder“.
Es gibt unterschiedliche Gründe hierfür. Einer der wichtigsten ist vermutlich Geld: Die zwei großen Comicverlage Marvel und DC haben irgendwann festgestellt, dass sich unter anderem zwei Arten von Events besonders gut verkaufen: Hochzeiten und Tod. Und weil man nicht permanent irgendwen heiraten lassen kann, muss ab und an jemand sterben – je bekannter desto besser. Neben Superman gibt es auch ein 15 Tode von Batman-Listicle. Jean Grey stirbt in der Dark Phoenix-Storyline gleich zweimal und der Auftritt eines neuen Spider-Mans bedeutet meistens, dass der alte irgendwo tot herumliegt.
Allerdings ist jede Figur auch eine kostbare Lizenz, die an Filmstudios verkauft oder selbst zu multimillardenschweren Projekten verarbeitet werden kann. Also belebt man die Figuren wieder. Problem gelöst.
Paradebeispiel ist The Death of Superman, ein Comic-Event, das in den Neunzigerjahren die Verkaufszahlen der mäßig laufenden Serie ankurbeln sollte. Bösewicht Doomsday tötet Superman, alle trauern, Alien klaut die Leiche, legt sie in eine „Regeneration-Matrix“ und übernimmt den Körper, Superman wird im Prozess wiederbelebt und kommt mit einem schwarzen Kostüm wieder. Fun Fact: Ursprünglich war ein Hochzeitevent geplant, aber Warner Bros. wollte sich das Ganze für eine Promoaktion ihrer Die Abenteuer von Lois & Clark-Serie aufheben.
Heutzutage gehören Tod/Wiederbelebungen zum Tagesgeschäft. Marvel Studios hat für ihre Loki-Serie eine ältere Version der Figur aus einem Paralleluniversum gefischt. In Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. erfahren wir, dass Agent Coulson gar nicht wirklich tot ist. In der aktuellen Comicreihe Robin stirbt die Hauptfigur im ersten Heft und wird im zweiten wiederbelebt. In einer anderen Geschichte suchen mehrere Superheld*innen aufwendig nach dem*der Mörder*in einer Kollegin und finden am Ende heraus, dass sie von sich selbst aus einer anderen Realität getötet wurde, also eigentlich noch lebt. Tod hat kaum noch dauerhafte Konsequenzen.
Einer der wenigen Gründe, warum Figuren dann doch ab und an langfristig verschwinden: Wieder Geld. Zumindest in Spielfilmen lässt sich anhand der Vertragslaufzeit sehen, ob ein Charakter auf die ein oder andere Weise das Zeitliche segnet. Wenn Robert Downey jr.s und Chris Evans Verträge nur bis einschließlich Avengers Endgame gelten, wissen wir, was passiert. Als James Gunn 2020 verriet, dass ein wichtiger Charakter in Guardians of the Galaxy 3 sterben wird, sammelten einige Fans Infos zu den Vertragslaufzeiten der Schauspieler*innen. Für das Ergebnis schaut ihr am besten in die Spoilerzone meines fünften Newsletters. Ich will hier niemandem einen noch nicht erschienenen Film spoilern.
Superheld*innen-Nachrichten diese Woche:
- Das neue Guardians of the Galaxy-Spiel kommt (trotz Bugs) sehr gut an.
- Jemand hat einen Stuhl am Set vom neuen Ant Man-Film fotografiert und die Fangemeinde findets lustig.
- Das Filmmagazin Empire hat eine Spider-Man: No Way Home-Preview-Ausgabe angekündigt.
- Marvel verkauft schon wieder schrottige NFTS.
- Eternals hat einen der schlechtesten Kritiker-Scores für einen Marvelfilm auf Rottentomato bekommen und die Community reagiert. Auf Imdb wurde der Film von homophoben Trollen reviewbombed.
- Daredevil Schauspieler Charlie Cox findet es ist okay, wenn er die Rolle nicht mehr übernimmt.
- Sony tweetet drei Spinnen und die Fangemeide rastet aus.
Superheld*innen-Contenthaufen
Zugegeben, die nächsten zwei Geschichten sind ein paar Wochen alt, aber ich hab sie verpasst und eventuell auch ein paar von euch. Der Film The Batman, der erst vor kurzem einen Trailer bekommen hat, sollte eigentlich am ersten Oktober erscheinen. Das ist natürlich nicht passiert. Neues Erscheinungsdatum ist März 2022. An das ursprüngliche Releasedatum erinnerten sich Anfang diesen Monats allerdings einige Twitter-Menschen. Ihre Reaktion darauf: So tun als hätten sie den Film gesehen und Fakereviews schreiben. Mein Liebling:
Eine andere Geschichte ist an mir vorbeigegangen, weil Sportnachrichten auf portugiesisch in der Regel nicht zu meinem üblichen Medienkonsum gehören. Es geht um brasilianischen Volleyball und Superman. Wie regelmäßige Leser*innen dieses Newsletters vielleicht mitbekommen haben, hat DC vor einigen Wochen bekannt gegegeben, dass der neue Superman bi ist und im Heft fünf von Son of Kal-El seinen Freund Jay Nakamura küsst. Aus welchen Gründen auch immer meinte der goldmedaillengewinnende Volleyballspieler Maurício Luiz de Souza, er müsse sich dazu öffentlich auf Instagram äußern. Was dabei rausgekommen ist, ist homophobe Scheiße.
“Oh it’s just a drawing, it’s no big deal. Go ahead and see where we’re going to end up”, schreibt er. Was er damit meint, weiß ich auch nicht so genau, aber nach einem „Wir respektieren die freie Meinungsäußerung und sind nicht politisch“-Statement von de Souzas Club und einigen schwulen Volleyball-Kollegen, die sich wütend über diesen Quatsch äußerten, ist die Zusammenarbeit von dem homophoben Sportler und seinem Verein nun wohl beendet worden. Vor ein paar Tagen postete er noch ein wirres Video über Familienwerte und ein unkommentiertes Bild von Superman und Lois, die sich küssen.
Comics, Comics, Comics
Moon Knight #4
Über die Comicreihe habe ich schon mal in meinem Newsletter geschrieben, als sie gerade gelauncht wurde. Damals habe ich mich vor allem positiv zu den eher ruhigen Momenten geäußert. Die sind mittlerweile noch mehr geworden. Moon Knight hängt oft einfach mit seinen Vampirfreund*innen ab. In diesem Heft kommt Antiheldin Tigra vorbei und sie reden im Wesentlichen darüber, wie es ihnen so geht. Wholesome.
DC vs. Vampires #1
Wer Marvel Zombies gelesen oder die zugehörige What If-Folge gesehen hat, weiß, was kommt. Einige DC-Held*innen werden zu Blutsauger*innen und irgendwann gibt es allem Anschein nach Gemetzel.
Wonder Girl #4
Brandneue Superheldin und Halbamazone Yara Flor begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln in Brasilien und findet dabei heraus, dass sie Wonder Woman-artige Fähigkeiten hat. Das Artwork von Adriana Melo ist fantastisch. Was mich ein bisschen stört, sind die plötzlich eingeschobenen Rückblenden über Yaras Herkunft, die nicht unwichtig sind, aber den Lesefluss unterbrechen.