Halloween-Ausgabe: Suuuuuuhperheld*innen
Willkommen bei Fan Theory of Everything, einem Newsletter über die aktuelle Woche in Superheld*innendebatten, -gossip und Comics. Mal funny-haha, mal funny-merkwürdig, mal beides. Es ist ein Versuch, eine Schneise durch das dicht verflochtene Gestrüpp zu schlagen, das über 90 Jahre Superheld*innengeschichte hervorgebracht haben.
Unterstützen könnt ihr meine Arbeit mit 1 € Trinkgeld auf Kofi oder einem Abo. Subscriber*innen bekommen Zugang zu Zusatzinhalten wie Comictipps und Serienbesprechungen.
In eigener Sache: Ich mache wegen meines Umzugs noch mal eine kurze Newsletterpause bis Mitte November. Ihr findet mich für Comic-Content auf Twitter.
Spätestens seit den Disney+-Serien Moon Knight und What If sowie den Filmen Morbius und Werewolf by Night dürfte einigen klar sein, dass die Superheld*innen-Universen von Marvel und DC auch von Horrorklassikern wie Zombies, Vampiren und Werwölfen bevölkert werden. Was manchen dabei eventuell nicht bewusst ist: Horror gehört seit den Siebzigerjahren zum Superheld*innen-Genre und war Wegbereiter des sogenannten „Modern Age of Comics“, in dem illustrierte Geschichten für Erwachsene wie Sandman und Saga of the Swamp Thing entstanden. Und alles begann mit einem Spider-Man-Comic.
Nach einer hitzigen Debatte über die Brutalität in Comics wurde 1954 die Comics Code Authority gegründet; eine Art inoffizieller Jugendschutz für Comics. Entsprach ein Heft den Vorgaben, wurde es mit dem entsprechenden Symbol versehen. Zwei der Regeln: Keine Darstellung von Drogenkonsum und „Horror“ durfte nicht Teil des Titels sein. Verlage mussten das nicht einhalten, aber einige Händler*innen nahmen Comics ohne den Authority-Stempel nicht ins Programm. Entsprechend wichtig war das Ganze für größere Verlage. Zumindest bis Anfang der Siebziger, als der damalige Marvel-Chefredakteur Stan Lee The Amazing Spider-Man #98 publizierte. Das Comic thematisierte Drogenkonsum auf merkwürdig bevormundende Art. An einer Stelle sagt Spider-Man: „I would rather face a hundred super-villains than throw my life away on hard drugs, because it is a battle you cannot win!“ Dass das Ganze gegen die Comics Code Regeln verstößt, wusste man. Lee hatte sich mit dem Gesundheitsministerium abgesprochen, dem die Anti-Drogen-Message gefiel. Auf das Prüfsiegel verzichtete man. Aus Angst vor einer schwindenden Relevanz überarbeitete die Authority daraufhin die Richtlinien.
Das wiederum machte es möglich, dass sich Superheld*innen-Autor*innen an etwas versuchten, das sie in den Jahren davor nicht durften: Horror. Im Jahr der Comic Code Lockerungen tauchten etwa zeitgleich Man-Thing im Marvel- und Swamp Thing im DC-Universum auf. Der Werwolf Jack Russell sowie das motorradfahrende, brennende Skelett Ghost Rider hatten ein Jahr später ihre ersten Auftritte. Gleichzeitig erschien The Tomb of Dracula, eine Reihe, die erstaunlich viel den gleichnamigen Roman von Bram Stoker zitierte und Dracula bis heute Teil von Marvel gemacht hat. Das Horrorcomic Tales of Ghost Castle erschuf den Bibliothekar Lucien, der später in Sandman eine wichtige Rolle spielte. Auch schon existierende Serien wurden zunehmend gruseliger. The Unexpected erreichte mit Heft #202 seinen Höhepunkt als die Autor*innen einen riesigen Osterhasen Kinder in Schokolade tunken ließ, um sie zu essen.
Zu meinen Lieblings-Superheld*innen-Comics mit Horroranteil gehören mit Sicherheit die eben genannte The Tomb of Dracula-Reihe und Steve Gerbers erstaunlich witziger The Man-Thing-Run. Aber auch stark von den Horror-Siebzigern beeinflusste Comics gehören zurecht zu den Klassikern. Ich empfehle Alan Moores Saga of the Swamp Thing und die daraus entstandene Hellblazer-Reihe sowie die neueren Legion of Monsters- und Marvel Zombies-Comics. Letzteres stellt sich die Frage, was wäre, wenn einige Superheld*innen Zombies wären. Das aktuell erscheinende DC vs. Vampires und seine vielen Ableger sind ebenfalls sehr lesenswert. Falls ihr mehr Tipps braucht, schreibt mir doch einfach auf Twitter oder schaut auf meine Werewolf by Night-Leseliste. Happy Halloween!
Superheld*innen-Nachrichten diese Woche:
Guardian of the Galaxy- und The Suicide Squad-Regisseur James Gunn ist zusammen mit Peter Safran zukünftiger Co-CEO von DC Studios. Zack Snyder-Fans sind nicht glücklich darüber.
Kurz nach dem Erscheinen des ersten Trailers zu Ant-Man and the Wasp postet der offizielle Twitter-Account eine winzige Version des Trailers. Außerdem: Der Auftritt einer älteren Cassie Lang, Ant-Mans Tochter, hat einige dazu gebracht, noch mal über die Young Avengers nachzudenken; ein Team aus den Comics, zu dem Lang gehört. Und Fans haben offenbar nicht vergessen, dass Wasp-Schauspielerin Evangeline Lilly sich 2020 mehrfach gegen verpflichtende Corona-Impfungen und Social Distancing ausgesprochen hat.
Schauspieler Henry Cavill wird auch in zukünftigen Projekten Superman spielen.
Die Premiere von Black Panther: Wakanda Forever in Los Angeles hat für mehrere sehr positive Reaktionen gesorgt; unter anderem von Last Jedi- und Knives Out-Regisseur Rian Johnson. Auf Tiktok diskutierten einige darüber, wie wenig Schwarze Frauen zu diesen Events eingeladen werden.
Rihanna veröffentlicht den eigens für Black Panther: Wakanda Forever aufgenommenen Song Lift me Up.
Eine Disney+-Serie zu Vision ist in Arbeit.
Während die Kritiken für das Gotham Knights-Game eher negativ ausfallen, sind Fans begeistert von den kurzen E-Mail-Nachrichten zwischen den Figuren, die im Spiel versteckt sind. Außerdem: Jemand hat einen Mod erstellt, der einen als die Punktevergabe von der Rezensionsseite IGN zu Gotham Knights in Marvel‘s Spiderman spielen lässt. Und Tiktoker*innen posten horny Reaktionen zu Batman und Nightwing (1, 2, 3).
Batgirl kehrt als Bösewicht ins TV-Arrowverse zurück.
Gameplay-Trailer für Suicide Squad
Jemand hat eine Iron Man-Maske für seinen Hund gebaut.