It‘s Morbin Time! How to get bullied by the Internet
Willkommen bei Fan Theory of Everything, einem Newsletter über die aktuelle Woche in Superheld*innendebatten, -gossip und Comics. Mal funny-haha, mal funny-merkwürdig, mal beides. Es ist ein Versuch, eine Schneise durch das dicht verflochtene Gestrüpp zu schlagen, das über 90 Jahre Superheld*innengeschichte hervorgebracht haben.
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Filmrezeption fällt klassischerweise in eine von drei Kategorien. Filme, die alle mögen, kontroverse Filme, bei denen sich das Publikum uneins ist und etwas, das ich liebevoll als Morbius-Filme bezeichne. Morbius ist Sonys neuester Superheld*innenfilm und er hat etwas geschafft, was aktuell wenige vollbringen. Er hat unsere tief gespaltene Gesellschaft zusammengebracht. Die meisten sind sich einig: Morbius – wie der vampirische Protagonist auch – suuuuuuckt. Der Film hat auf Rotten Tomato aktuell 16% (weniger als Sharknado 3). Und in einer neueren Folge der Dailyshow verwendet Trevor Noah Morbius als Analogie für enttäuschende "Must-See"-Erlebnisse. Morbius ist nicht nur ein schlechter Film, er ist DER schlechte Film.
Beigetragen zu diesem Ruf hat, wie so oft, das Internet. Am Tag des Releases Ende März diesen Jahres lichteten sich mehrere User*innen dabei ab, wie sie in vollständig leeren Aufführungen sitzen. „Morbius fever has gripped the nation“ tweetet jemand zu einem Bild auf dem er alleine in einem Kinosaal sitzt. Geholfen hat sicher auch nicht, dass der Regisseur Teile des Films noch vor dem Erscheinen gespoilert hat, die Veröffentlichung etwa sechs Mal nach hinten verschoben wurde und mehrere belustigte Artikel über Morbius-Schauspieler Jared Leto erschienen sind, weil er am Set offenbar so beharrlich darauf bestand auf Krücken zu laufen, um sich besser in seine Rolle hineinversetzen zu können, dass jede Toilettenpause unverhältnismäßig lange ging, bis man ihm einen Rollstuhl zur Verfügung stellte. Im Boxoffice spielte der Film 163 Millionen Dollar ein; wenig für einen aktuellen Superheld*innenfilm mit einem Budget von 75 Millionen.
Zu einem Failed-Movie-Meme wurde Morbius dann endgültig am 2. April 2022. Twitter-User @RANK10YGO postete: the best part of Morbius was when he said "IT'S MORBIN' TIME" and morbed all over those guys. Wortspiele mit Morbius gab es schon früher. „You ever think Morbius tried to get things like "morbing around" or "time to morb" going and Spider-Man just stared him down?“ schrieb jemand vor Erscheinen des Films. Mitglieder des Morbius-Discordchannels nennen sich Morbheads. Die Viralität von „It‘s morbin time“ hat sich aber bis heute durchgesetzt. Höhe- und Tiefpunkt des Ganzen war vermutlich ein Post des offiziellen Social-Media Accounts von KFC (jup, dem Laden für panierte Hühnchen). Worauf genau „It‘s morbin time“ zurückgeht ist unklar. Manche vermuten eine Anspielung auf „It‘s morphin time“ von Power Rangers, andere auf „It‘s clobberin time“, dem Catchphrase von The Thing, einem Mitglied der Fantastic Four. Vor dem Hintergrund, dass Morbius tatsächlich „I‘m starting to get hungry and you don‘t want to see me when I‘m hungry“ im Film sagt (Von Hulk „Don't make me angry, you wouldn't like me when I'm angry“), wäre das auch nicht viel absurder gewesen.
Anfang Juni dachte dann Sony die Gunst der Stunde zu nutzen und Morbius ein zweites Mal in die Kinos zu bringen, obwohl der Film in der USA teilweise sogar schon auf Streamingdiensten verfügbar war. Morbius trendete eine ganze Weile auf Twitter. Jemand ließ den Film in Dauerschleife auf Twitch laufen. Jared Leto postete ein Video von sich, wie er das offensichtlich fake Script von „Morbius 2. It‘s Morbin Time“ liest. Für etwa eine Woche waren einige Mitarbeiter*innen des Films blissfully unaware, dass das Internet nicht mit ihnen lachte, sondern über sie. 82.000 Dollar spielte Morbius beim zweiten Mal ein. Youtuber*innen produzierten daraufhin Videos mit Titeln wie „How to Get Bullied by the Internet“. Und eine Petition bei Change.Org wird eingerichtet: „We Were All Busy That Weekend - Please Bring Morbius to the Theatre a Third Time“
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