Iron-Man ist bei „Eat the Rich“ mitgemeint
Willkommen bei Fan Theory of Everything, einem Newsletter über die aktuelle Woche in Superheld*innendebatten, -gossip und Comics. Mal funny-haha, mal funny-merkwürdig, mal beides. Es ist ein Versuch, eine Schneise durch das dicht verflochtene Gestrüpp zu schlagen, das über 90 Jahre Superheld*innengeschichte hervorgebracht haben.
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„Gibt es eigentlich finanzschwache Superheld*innen?“, hat mich vor Kurzem eine Freundin gefragt. Spontan fiel mir nur die mehr schlecht als rechte Indiecomicreihe The Scumbag ein und die wenigen Male als Spider-Man seine Miete nicht bezahlen konnte (in Spider-Man 2, dem Marvel‘s Spider-Man-Game und der The Amazing Spider-Man-Reihe von Zeb Wells und John Romita). Superheld*innen – so scheint es – haben entweder ein finanzielles Fangnetz oder bleiben vollständig unbeirrt von der Tatsache, dass sie neben ihren Heldentaten einem aufreibenden Nine-To-Five-Job nachgehen müssen. Armut ist fast nie Haupterzählstrang, sondern höchstens Nebenschauplatz; Probleme von Einzelnen, die sich im Laufe der Handlung von fast alleine löst. Im Justice League-Film rettet Batman die Farm von seinem Freund Superman, indem er die Bank kauft und dessen Schulden tilgt. In Avengers #2 von 2013 löst Iron Man die finanziellen Probleme von Spider-Man mit den Worten „We have Money“.
Wenn sich Armut als systematisches Problem doch mal als Thema in den Vordergrund drängt, dann wissen Autor*innen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Ein sehr gutes Beispiel sind die Morlocks aus dem Marvel-Comicuniversum: eine Gruppe von Mutant*innen, die aufgrund ihrer körperlichen Erscheinung und Fähigkeiten ausgestoßen wurden und sich wörtlich und bildlich in den Untergrund zurückgezogen haben. Praktisch obdachlos leben sie in Abflussrohren und selbstgebauten Tunneln unter der Stadt. Nahrung müssen sie in nächtlichen Plünder-Missionen an der Oberfläche beschaffen. Die nach der Spezies aus H.G Wells Science-Fiction-Roman Time Machine benannten Morlocks wurden seit ihrer Erfindung 1983 von der Regierung gejagt, im Rahmen der Mutant Massacre-Storyline fast ausgerottet, illegalen Experimenten unterzogen und mussten mehrfach fliehen. Es zwingt sich hier förmlich eine Erzählung darüber auf, wie es ist, inmitten einer vermeintlich wohlhabenden Gesellschaft ums Überleben zu kämpfen, während einem dabei das Gefühl gegeben wird, man müsse sich für seine Existenz schämen. Leider lassen sich diese Art von Geschichten in Superheld*innen-Medien kaum finden.
Stattdessen nutzen Marvelautor*innen Morlocks vorwiegend als Gegenspieler*innen und Bösewichte mit nicht nachvollziehbaren Motiven und einer merkwürdigen Faszination mit Entführungen. In ihrem ersten Auftritt in The Uncanny X-Men #169 bringen die Morlocks X-Men-Mitglied Angel gegen seinen Willen in den Untergrund, um ihn zu einer Art Morlock-Prinzen zu machen. Etwa 25 Ausgaben später kidnappen sie ein weiteres mal Superheld*innen; diesmal das Teenager-Team Power Pack. In der Zeichentrickserie aus den Neunzigerjahren treffen zwei X-Men bereits in der ersten Staffel auf die Morlocks und werden – wie könnte es auch anders sein – von ihnen entführt.
Zu den wenigen Ausnahmen, in denen das Potential dieser Figuren tatsächlich genutzt wird, gehört überraschenderweise eine Comicreihe von Goeff Johns, der eigentlich nicht unbedingt zu meinen Lieblingsautor*innen zählt. Die vierteilige Minireihe Morlocks von 2002 beschäftigt sich mit Themen wie Selbsthass, Überlebenskampf am Rande der Legalität, vorurteilsbehafteten Medien und einer Regierung, die sie am liebsten ausgelöscht sehen würde. „I‘ve read about us in the tabloids, we‘re supposed to be mutants so horrible and vicious we hide from sight. Someone said we even eat humans. – We‘re just trying to survive“, sagt der Morlock Postman an einer Stelle. Währenddessen macht das Militär mit Robotern jagt auf die Mutant*innen, die sie als „Horrible reality of America“ bezeichnen.
Systematische Armut, so scheint es, lässt sich schwer heroisieren. In der klassischen Held*innenreise, in der einzelne Protagonist*innen Herausforderungen meistern, haben gesellschaftliche Probleme, die sich auf individueller Ebene in der Regel nicht lösen lassen, kaum Raum. Um dem Ganzen gerecht zu werden, müssten Superheld*innen-Medien von der üblichen Formel abweichen und den Konsument*innen den ein oder anderen Konflikt zutrauen, der sich nicht innerhalb von wenigen Heften/Folgen von alleine löst.
Andere Superheld*innen-Nachrichten diese Woche:
Im Zuge der Fusion von Warner Bros und Discovery wurden einige Filme kommentarlos von dem zugehörigen HBO Max Streamingdienst genommen, Stellen gekürzt und laufende Projekte eingestellt. Darunter ist Batgirl, was im Netz für Ärger gesorgt hat. Gerüchten zufolge, droht dem Supergirl-Film dasselbe. Blue Beetle, der Flash-Film und die neue Peacemaker-Staffel scheinen noch weiterhin in Arbeit zu sein.
Der neue Warner Bros Discovery CEO David Zaslav verspricht Zehnjahres-Plan für DC-Filme.
Neues Gameplay-Video für das Gotham Knight-Spiel mit (ironischerweise) Batgirl
Eventuell hat Moon Knight-Regisseur Mohamed Diab auf dem Tiktok-Account seiner Tochter eine zweite Staffel angekündigt.
Komiker Patton Oswald behauptet in einem Interview, ein zweiter Teil für Eternals sei in Arbeit. Marvel hat das bisher nicht bestätigt.
Ein letzter Clip zu I am Groot
Joker 2 wird voraussichtlich im Oktober 2024 erscheinen.
Valorie Curry und Susan Heyward für The Boys Staffel 4 gecastet
Zosia Mamet für Madame Web gecastet. Außerdem: Inoffizielle Setfotos zu dem Film
RuPaul’s Drag Race-Gewinnerin Shea Couleé für Iron Heart gecastet
She-Hulk-Release jeweils einen Tag nach hinten verschoben. Es erscheint jetzt ab dem 18.08. immer donnerstags
Die The Flash-Serie wird nach der neunten Staffel abgesetzt und natürlich hat jemand dieses Meme draus gemacht.
Riverdales aktuelle Folge sieht sehr nach Marvel aus.