Warum haben so viele Schwarze Superheld*innen Elektrizitätskräfte?
Willkommen bei Fan Theory of Everything, einem Newsletter über die aktuelle Woche in Superheld*innendebatten, -gossip und Comics. Mal funny-haha, mal funny-merkwürdig, mal beides. Es ist ein Versuch, eine Schneise durch das dicht verflochtene Gestrüpp zu schlagen, das über 90 Jahre Superheld*innengeschichte hervorgebracht haben.
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„Why do you think there’s a trend of Black characters who have electricity powers“, wurde John Ridley mal in einem Interview gefragt. Ridley ist bekannt für sein 12 Years A Slave-Drehbuch, aber schreibt auch seit einer ganzen Weile für DC Comics. „Yeah, that is kind of weird […] It does seem to be a weird happenstance,“ war seine wenig zufriedenstellende Antwort. Die Beobachtung, dass Schwarze Superheld*innen oft Elektrizitäts-Superkräfte haben, wurde schon häufig gemacht. Eine richtige Erklärung dafür hatte bisher allerdings noch niemand. Über eine Million Googleergebnisse erzielt „Black superheroes electricity powers“, samt einer längeren Liste mit den entsprechenden Figuren. Die Seite TV-Tropes, die wiederkehrende Muster in Filmen, Comics, Serien und Büchern sammelt, hat eine eigene Seite für „Electric Black Guy“. Die Webseite The Geek Twins hat eine Liste mit 11 Schwarzen Superheld*innen mit Elektrizitäts-Superkräften gemacht (es gibt mehr). Für Gawker schrieb Charles Pulliam-Moore über „Superheroes“ und „Electricity Powers“. Auf Diverse Tech Geek gibt es einen Text zum selben Thema. „Surprise, I‘m a Black Super-Hero with eletrical powers. I know, I know“, sagt Volt im 2012-Comic Irredeemable als er zum ersten Mal seine Kräfte einsetzt. (Später lässt ihn Autor Mark Waid noch sagen: "Look, I am solidly aware that an electromagnetic African-American Super is a total cliché. My apologies. I didn't order this power off the menu, I swear.“)
Alle scheinen sich einig darüber zu sein, dass auffällig viele Schwarze Superheld*innen Elektro-Kräfte haben, niemand weiß aber wirklich wieso. Folgt man der Theorie von TV-Tropes hat DC 1977 Black Lightning erfunden und die Figur dann später auf Grund von Lizensauseinandersetzungen durch andere Charaktere mit denselben Kräften ausgetauscht. Das erklärt zumindest Soul Power und Black Vulcan. Beide Charaktere wurden kurzfristig erschaffen, um eine Black Lightning-ähnliche Figur zu benutzen, ohne Erfinder Tony Isabella bezahlen zu müssen. Soul Power hatte außerdem noch den Sidekick Sparky und Black Lightning eine Tochter mit denselben Kräften.
Allerdings gibt es auch einige Schwarze Elektro-Superheld*innen, die unabhängig von DCs fragwürdigen Praktiken entstanden sind. Bumblebee und Storm, die vor Black Lightning entstanden sind, verfügen beide über elektrische Fähigkeiten. Und dann gibt es noch neuere Schwarze Charaktere mit vergleichbaren Kräften: Aqualad, Nathan Jones, die 2016-Version von Lightning Lass und Lightning Lad, Juice und die Amazing Spider-Man 2-Version von Electro. Keine dieser Figuren lässt sich direkt auf Black Lightning zurückführen. Aber woran könnte diese Häufung liegen?
Eine These, die ich bei meinen Recherchen gefunden habe, behauptet, Storm und andere Schwarze Comic-Charaktere wären von Blaxploitation-Filmen inspiriert worden, die in den Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre ihre Hochzeit hatten. Hierzu habe ich allerdings nicht mehr gefunden, als die bloße Behauptung. Ororo Munroe aka Storm liest sich zwar vor allem in ihren ersten Auftritten wie eine klischeehafte Vorstellung von afrikanischem Mystizismus (sie wird von ihrem kenianischen Stamm als Göttin verehrt und lässt es regnen, um der Dürre entgegenzuwirken), auf einen zugehörigen Film, der diese verkürzte Darstellung und die darin enthaltenen rassistischen Bilder weiter bedient, bin ich allerdings bisher nicht gestoßen.-
Die Frage, warum es so viele Schwarze Superheld*innen mit Elektrizitäts-Superkräften gibt, lässt sich, wenn ich nicht etwas übersehen habe, nicht wirklich zufriedenstellend beantworten. Ich musste beim Recherchieren gelegentlich an Christopher John Farleys TIME-Magazine-Kolumne That Old Black Magic denken, in der er sich über das Film-Trope „Magical African-American Friend“ ärgert. Dort wird auch ein Trend benannt, aber wo er herkommt, lässt sich nicht eindeutig sagen. Vielleicht muss ich mich vorerst mit einer unfertigen Antwort zufrieden geben.
Andere Superheld*innen-Nachrichten diese Woche
Neuer Trailer zu Doctor Strange in the Multiverse of Madness (mehr dazu in der Spoilerzone am Ende dieses Newsletters).
Alle Marvelserien auf Netflix werden Anfang März von der Plattform genommen
Warner Bros/DC zeigt neue Bilder von allen kommenden Filmprojekten in einem Promovideo
Die neue Ausgabe vom Empire-Magazin beschäftigt sich ausgiebig mit der im März erscheinenden Moon Knight-Serie und zeigt bisher unveröffentlichte Bilder
Neuer Trailer zu Moon Knight (und sehr gute Parodie auf tiktok)
Neue Bilder von Michael Keatons Batman im Batgirl-Film
Peacemaker bekommt eine zweite Staffel
Comics, Comics, Comics
Justice League #72
Ich bin kein großer Fan der aktuellen Justice League-Reihe. Der Plot ist ziemlich lieblos hingeklatscht und das Lettering ist auffällig hässlich. Primär lese ich es, weil es dort in Kürze ein Comic-Event geben wird, das potentiell das ganze DC-Unviersum verändert. Heft #72 beschäftigt sich diesmal hauptsächlich mit dem Auftritt dunkler Kräfte, die von einzelnen Charakteren Besitz ergreifen. Ein kleiner Bonus: Es treten eher obskure Charaktere wie Detectiv Chimp auf.
X-Men #8
Wenn ich ehrlich bin, habe ich das Comic primär gelesen, weil ich gehört habe, dass Soft Serve, eine Mutantin, die Speiseeis ausscheidet, dort erwähnt wird. Ich hatte vor Kurzem einen kleinen Twitteraustausch mit Soft Serve-Erfinder Robert Quinn und bin seitdem großer Fan der Figur. Allerdings ist die aktuelle X-Men-Reihe auch konstant spaßig. In diesem Heft karate-kickt M.O.D.O.K. (ein Bösewicht, der größtenteils aus einem riesigen Kopf besteht) jemanden mit den Worten „For Science“ gegen den Kopf.
Batman: The Knight #2
Ok, diesmal zum hunderttausendsten Mal: Batman: The Knight erzählt die Originstory von Batman. In den ersten Heften sehen wir deswegen einen jungen Bruce Wayne, der sich in Paris in eine Femme Fatale mit Katzenfimmel verliebt (Nicht Catwoman. Batman hat offensichtlich sehr spezifische Vorlieben.). Die Reihe ist, obwohl wir ähnliches schon unendlich oft gesehen haben, dennoch spannend. Ich werde weiterlesen.
Fan Theory & Spoilerzone
Hier ist der Ort für Fan-Theorien, was teilweise recht spoilery werden kann. Wer nichts vorweggenommen haben möchte und/oder nicht auf dem neusten Stand mit seiner*ihrer aktuellen Superheld*innenserie oder -film ist, der*die möge bitte nicht weiterscrollen.
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Ich glaube, Doctor Strange hat das Internet kaputt gemacht; zumindest Teile davon. Meine tiktok-Seite besteht ausschließlich aus Menschen, die aufgeregt erzählen, wen sie in dem neusten Trailer und dem zugehörigen Poster gesehen haben und Comictwitter besteht seit neustem praktisch nur noch aus Doctor Strange-Informationen.
Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Marvel Studios hat in der Super Bowl Halbzeit einen 30 Sekunden Teaser für Doctor Strange in the Multiverse of Madness gezeigt und später dann einen längeren Trailer zu dem Film herausgegeben.
Was allen zuerst aufgefallen ist: Die Stimme von Schauspieler Patrick Stewart, unter anderem bekannt für seine Rolle als Professor X in den X-Men-Filmen, ist zu hören. Daraus schlussfolgerten einige, dass a) die X-Men in Kürze Teil des Marvel Cinematic Universe werden und b) es eventuell einen Zusammenschluss von Individuen gibt, die das Multiversum im Auge hat. In den Comics formiert sich eine solche Gruppe mit dem kaum unheilvoll klingenden Namen Illuminati. Zu den Mitgliedern gehören Professor X, Namor, der eventuell Gegenspieler im neusten Black Panther-Film sein könnte, Iron Man (es gibt seit langem Gerüchte, dass Tom Cruise eine alternative Version von Iron Man spielen wird) und Reed Richards.
Neben all diesen Charakteren wurde außerdem darüber spekuliert, ob Captain Carter (aus der Disney+-Serie What If), Zombie-Wanda, Maria Rambeau und Deadpool auftauchen. Schauspieler Ryan Reynolds bestreitet zwar letzteres, aber wir erinnern uns noch alle daran, wie Andrew Garfield eine ganze Weile behauptete, er wäre nicht in Spider-Man: No Way Home.
Mich persönlich hat am meisten gefreut, Rintrah zu sehen, einen grünen Minotaurus aus einer anderen Dimension. Und die queere (sie hat einen Regenbogen-Button!) und allgemein badass Superheldin America Chavez bringt uns noch einen Schritt näher an einen Young Avengers-Film.