Warner Bros. lässt mich mit Bugs Bunny Batman verprügeln?!
Vorgestern kam die neue Marvel-Serie Hawkeye heraus und ich bin mir sicher, einige von euch haben erwartet, hier etwas darüber zu lesen. In der Spoilerzone am Ende des Newsletters gibt es deswegen für alle ein paar Fantheorien, die schon die ersten zwei Folgen geschaut haben, und sich mehr Hintergrundwissen wünschen.
Heute wollte ich aber über etwas ganz anderes schreiben: Games. Im März diesen Jahres erschien auf 54books ein Text von mir, der sich mit der Frage auseinandersetzt, was mir an Superheld*innen eigentlich Spaß macht. Dort kam ich unter anderem zu dem Schluss, dass das Genre für mich eine Ermächtigungsfantasie erfüllt. Und als mir meine Playstation in den letzten Wochen etwa dreimal eine Liste von Spielen mit Superkräften empfahl, hab ich mich wieder daran erinnert.
Games sind allgemein sehr gut darin, einem ein Gefühl von Macht zu vermitteln. Moderne Rollenspiele wie Witcher 3, Skyrim oder Far Cry lassen einen mit wenig anfangen und mit der Zeit zu einem*einer unbesiegbaren Held*in werden. Es geht in diesen Fällen eigentlich immer um einen Wandel von Ohnmacht (ohne Macht) zu Macht. Das Superheld*innen in Videospielen gut funktionieren ist also nicht sonderlich verwunderlich. In der Infamous-Reihe beginnt man mit einer Superkraft und erhält nach und nach weitere, um sich aus einer vermeintlich ausweglosen Lage zu befreien. Spätestens wenn Spieler*innen Gegner*innen in die Luft werfen und mit Neonlaserstrahlen fesseln, entsteht ein „King of the World“-Gefühl, das Videospiele und das Superheld*innengenre beide sehr gut transportieren.
Vor diesem Hintergrund überrascht es fast, dass es nicht mehr nennenswerte Games mit Capes und Spandexanzügen gibt. Unter den neueren Spielen sind die Batman Arkham-Reihe, Marvel‘s Spiderman plus sein Ableger Miles Morales, der vierte Teil von Saints Row, eine Handvoll sehr guter LEGO Spiele und die Fighter Injustice 1 & 2.
Grund dafür, dass die Anzahl guter Spiele dieser Art so überschaubar ist: Die zermürbenden Mühlen des Kapitalismus. Die vermutlich recht teuren Verwendungsrechte für bestimmte Superheld*innen gehen oft an Firmen, die sich auf Freemium-Finanzierungsmodelle und lieblose Designs verlassen. Diese Woche kündigte Warner Bros. ein neues Spiel an, das all ihre massenweise gesammelten Charaktere miteinander kämpfen lässt. Und während ich mich darauf freue mit Bugs Bunny Batman zu verprügeln, sieht das ganze mal wieder wie ein unangenehmer Cashgrab aus.
Das free-to-play Marvel-Handyspiel Marvel: Sturm der Superhelden ist ebenfalls ein variationsloser Fighter mit Sammelmechanik, der primär davon lebt, dass man aus reinem Frust echtes Geld für fiktive Edelsteine bezahlt, um die gewünschten Charaktere zu bekommen. Das vielversprechend angefangene Marvel‘s Avengers hat Kritiker*innen und Fans mit kostenpflichtigen Kostümen und einem Pool aus nur vier Gegnertypen verärgert. Ende diesen Monats lässt sich dort zwar Spider-Man spielen, aber nur für Playstation-Nutzer*in, weil Playstation-Hersteller Sony die Rechte an der Figur besitzt. Previews zeigen jetzt schon kleine Fehler und eine vollständige Abwesenheit von Story-Missionen.
Man könnte das jetzt alles auf Studio und Co. schieben. Aber bei dem entsprechenden Herausgeber Square Enix ist letzten Monat auch das sehr gute Guardians of the Galaxy-Spiel erschienen, das ganz anders als Avengers vollständig auf Multiplayer verzichtet und sich auf eine dicht gescriptete Solokampagne konzentriert. Das beweist, dass gute Superheld*innenspiele durchaus möglich sind, wenn man auf unangenehme Finanzmodelle wie In-Game-Währung verzichtet. Positiv ist Guardians und ähnliche Spiele auch aufgenommen worden, weil sie sich größtenteils von anderen Medien loslösen. Das 2012 Game The Amazing Spider-Man orientierte sich noch stark an der Handlung des Films aus dem gleichen Jahr. Marvel‘s Spider-Man von 2018 greift zwar bekannte Aspekte von Film und Comics auf, erzählt aber eine vollständig eigene Geschichte. (Entsprechend genervt waren Fans, als für die Playstation 5-Version Spider-Mans Gesicht dem von Schauspieler Tom Holland angepasst wurde.)
So wie es aktuell aussieht, bekommen wir in den nächsten Jahren eine Vielzahl an Superheld*innen-Videospielen, die nicht mehr nur lieblose Merchandise-Produkte sind. Auf dem letzten DC Fan-Event konnte man einige Filmclips zu Suicide Squad: Kill the Justice League und Gotham Knights sehen, die sich beide an der Batman Arkham-Reihe orientieren. Marvel‘s Spider-Man-Entwickler haben außerdem einen zweiten Teil sowie ein Wolverine-Spiel angekündigt. Etwas aus der Reihe fällt Marvel‘s Midnight Sun, ein Rollenspiel mit einem recht großen Ensemble und Kartenmechanik. Ich bin auf jeden Fall vorsichtig gespannt darauf, weil es den Teamkampf-Aspekt von Superheld*innen mehr in den Fokus rückt.
Andere Superheld*innen-Nachrichten diese Woche:
- Neuer Trailer für DC League of Super Pets, und Menschen sind schon jetzt verärgert. Mehr dazu im nächsten Newsletter
- TV-Version des Spider-Man-Trailers ist leicht anders als der Kinotrailer
Superheld*innen im Netz
Wer diese Woche die amerikanischen Nachrichten verfolgt hat, ist mit Sicherheit darauf gestoßen, dass Kyle Rittenhouse, ein 18-jähriger, der zwei Menschen auf einer Black-Lives-Matter-Demonstration erschossen hat, freigesprochen wurde. Schon vor dem Urteilsspruch haben rechte Politiker und erzkonservative Sprecher*innen Rittenhouse als Helden gefeiert. Das Ganze ist so eklig, dass ich eigentlich gehofft hatte mich nicht näher damit auseinandersetzen zu müssen. Dann postete Kolumnistin und allgemein schlechter Mensch Ann Coulter ein wahnsinnig miserabel gefotoshoptes Bild von Superheld*innen, die sich vor Rittenhouse verbeugen. Das Original ist ein vor einiger Zeit viral gegangenes Foto von Hulk, Batman und Co. mit Ärtzt*innen und Pfleger*innen, was die Sache nur noch geschmackloser macht. Twitter reagierte entsprechend. Während einige auf die Relation zwischen Superheld*innen und Feuerwaffen hinwiesen (Sie benutzen sie nicht), fügten manche hinzu, dass sowohl Spider-Mans als auch Batmans Familie auf der Straße erschossen wurde.
Ebenfalls betroffen von der ganzen Geschichte war Charley Feldman. Die Drehbuchautorin der angekündigten X-Men-Trickserie schrieb wütend auf Twitter: „The cynical inevitability of the Rittenhouse verdict doesn‘t take out the pain of what this status quo, racist bullshit represents. The terror it instills. And the lethality it codifies. Kyle Rittenhouse is a fucking murderer. Fuck white supremacy.“ Ich hoffe, die neue X-Men-Serie wird mindestens halb so politisch. Feldman hat ihren Twitteraccount mittlerweile auf privat gestellt, nachdem rechte Trolle versucht haben sie outzucallen.
So, nach der unschönen Debattenübersicht ein wirklich hervorragendes WandaVision-Cosplay, ein Hawkeye-Taylor Swifts-All Too Well-Mashup und dieses süße Fan-Artwork von Jonathan Kent und Jay aus den aktuellen Superman-Comics
Comics, Comics, Comics
Hawkeye: Kate Bishop #1
Pünktlich zur Serie erscheint eine neue Reihe mit Kate Bishop in der Hauptrolle. Die Geschichte spielt nach den Ereignissen von West Coast Avengers und ist deswegen eigentlich kein so guter Einstiegspunkt. Kate kehrt nach New York zurück, nachdem sie eine Weile mit America Chavez und Gwenpool abgehangen ist und stößt dort natürlich wieder auf ähnliche Probleme wie damals. Wem die Spielfilm-Serie gefällt, sollte vermutlich lieber mit Matt Fractions und David Ajas Hawkeye-Reihe anfangen und dann mit Kate Bishop von Kelly Thompson weitermachen.
Hulk #1
Erstes Heft einer sechsteiligen Miniserie. Bruce Banner hat sein Gedächtnis in mehrere Teile aufgeteilt und benutzt Hulks Körper als eine Art Raumschiff. Normales Comiczeug halt...
Black Panther #1
Dieses Comic von John Ridley, dem Drehbuchautor von 12 Years a Slave, hat alles, was man sich von einem Black Panther-Comic wünscht: Viel Debatte über Demokratie vs. Monarchie, Geheimorganisationen und ruhige, schöne Momente. Das Ganze möchte ein wenig zu viel, bleibt aber spaßig.
Fan Theory & Spoilerzone
Hier ist der Ort für Fan-Theorien, was teilweise recht spoilery werden kann. Wer nichts vorweggenommen haben möchte und/oder nicht auf dem neusten Stand mit seiner*ihrer aktuellen Superheld*innenserie oder -film ist, der*die möge bitte nicht weiterscrollen.
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Die Hawkeye-Serie ist überraschend gut! Selbst Jeremy Renner, den ich bisher nicht so gerne mochte, macht eine sehr gute Figur als Vater. Hailee Steinfeld ist phänomenal als Kate Bishop. Die ersten beiden Episoden geben schon ein paar Rätsel auf. Zum Beispiel: Wer ist der Big Bad der Serie. Es gibt ein paar unbestätigte Gerüchte, dass Vincent D'Onofrio als Kingpin auftaucht. Den Verlobte von Kates Mutter haben auch einige im Visier. Jacques Duquesne, der obsessiv Schwerter sammelt und sehr gut fechten kann, hat tatsächlich Comichintergrund. Es handelt sich dabei um …. Swordman; nicht gerade subtil. In Kate Bishops Comic-Originstory stirbt ihre Mutter und ihr Vater stellt sich als Criminal-Mastermind heraus. Es spricht einiges dafür, dass in der Realfilmadaption der Vater stirbt und der Hauptbösewicht ihre Mutter ist, aber das bleibt abzuwarten.