Superqueeroes Teil 1. LGBTQIA+-Figuren in Mainstreamcomics
Willkommen bei Fan Theory of Everything, einem Newsletter über die aktuelle Woche in Superheld*innendebatten, -gossip und Comics. Mal funny-haha, mal funny-merkwürdig, mal beides. Es ist ein Versuch, eine Schneise durch das dicht verflochtene Gestrüpp zu schlagen, das über 90 Jahre Superheld*innengeschichte hervorgebracht haben.
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Es ist Pridemonth. Eine guter Zeitpunkt mal wieder darauf hinzuweisen, dass es in den 25-28 Marvel Filmen seit 2008 offiziell fünf queere Figuren gibt; sechs, wenn man Loki zwei mal zählt. Das ist erstaunlich wenig. Vor allem vor dem Hintergrund, wie schwul/lesbisch/trans das Superheld*innengenre ist. In der Hochphase der „Lavender Scare” der Fünfzigerjahre warnt deutsch-amerikanische Psychologe Frederic Wertham vor der „subtilen homoerotischen Atmosphäre” zwischen Batman und Robin und beschreibt Wonder Woman als „Batman’s lesbian counterpart“. Das hat unter anderem dafür gesorgt, dass die Erwähnung von Homosexualität in Superheld*innencomics bis Ende der Achtzigerjahre de facto verboten war. Und während das meiste in Werthams homophoben, pseudowissenschaftlichem Hauptwerk Seduction of the Innocent aus heutiger Perspektive vollkommen lächerlich wirkt, ist vielen Jahrzehnte später ebenfalls der homoerotische Subtext bei Batman, Robin und Wonder Woman aufgefallen. Comicautor Devin Grayson gab in einem Interview zu, dass er die Lesart von Batman und Robin als schwules Paar definitiv verstehen kann. Greg Rucka spricht 2016 davon, dass Wonder Woman „natürlich“ schon in Beziehungen mit Frauen war.
„It’s not that superheroes can be queer. Honestly, it’s that they’re fundamentally queer”, erklärt eine meiner Lieblingsvloggerinnen Rowan Ellis in ihrem sehr guten Video Gay Superheroes: Queerbaiting and Camp. „People who feel different from the rest of the population, forced to live secret lives, scared of being outed, dressed in skin-tight Lycra, that‘s gay, baby“. Es sei demnach verwunderlich, dass es nicht mehr queere Superheld*innen in den aktuellen Filmen gibt.
In den Comics wird dieser Fehler in den letzten zwei Jahrzehnten langsam korrigiert. 2005 entwickelte Marvel das Young Avengers-Team mit den schwulen Superhelden Billy Kaplan aka Wiccan und Teddy Altman aka Hulkling, die später heiraten werden. Ein Jahr später hat die lesbische Kate Kane aka Batwoman bei DC ihren ersten Auftritt. Ein wichtiger Bestandteil ihrer Originstory: Die Beziehung zu Sophie Moore, die zu einem abrupten Ende ihrer Militärkarriere führt.
Seitdem sind sowohl bei Marvel als auch bei DC einige LGBTQIA+-Charaktere dazu gekommen. In den Anthologien Marvel’s Voices und DC Pride werden queere Figuren in den Fokus gerückt. Vor wenigen Wochen erschien Galaxy: The Prettiest Star über die trans Superheld*in Taylor. Und nächste Woche kommt Poison Ivy über die bisexuelle Pamela Isley heraus.
Währenddessen ist der Mangel an queeren Figuren in Marvel/DC-Filmen deutlich spürbar. Das mag mit dem arabischen Markt zusammenhängen, wo Homosexualität teilweise noch unter Strafe steht, vor allem liegt es wohl aber an Studios, die Angst davor haben große Teile ihres Publikums zu verlieren, wenn sie den queeren Figuren aus den Comics mehr Aufmerksamkeit schenken würden.
Darum soll es unter anderem in diesem Newsletter im Rahmen des Pride Month in den nächsten Wochen gehen. Ich werde einige LGBTQIA+ Charaktere vorstellen und den ein oder anderen Aspekt in der nicht sonderlich rühmlichen Geschichte des Mainstreamcomics beleuchten. Ich werde mich mit X-Men als queere Metapher beschäftigen, dem Don’t Say Gay-Gesetz und ich befürchte, ich werde auch etwas über Hemo-Goblin schreiben müssen.
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