Superheld*innen-News-Cycle im Kreisverkehr
Willkommen bei Fan Theory of Everything, einem Newsletter über die aktuelle Woche in Superheld*innendebatten, -gossip und Comics. Mal funny-haha, mal funny-merkwürdig, mal beides. Es ist ein Versuch, eine Schneise durch das dicht verflochtene Gestrüpp zu schlagen, das über 90 Jahre Superheld*innengeschichte hervorgebracht haben.
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Es wurde sich schon sehr viel über den 24-Hours-News-Cycle im Fernsehen und im Netz beschwert. Dass er für schnelle, aber fehlerhafte Berichterstattung sorgt, das Publikum in einen permanenten Irritationszustand versetzt und teils voreilige Schlussfolgerungen in Kauf nimmt. Nachrichten über Superheld*innen-Medien sind davon definitiv auch betroffen. Meine einfachste Aufgabe in diesem Newsletter ist es, Informationen für „Andere Superheld*innen-Nachrichten diese Woche“ zusammenzutragen. Mittlerweile habe ich das Gefühl, sie finden mich schneller, als ich nach ihnen suchen kann. Man wird fast erschlagen von dem Berg an Neuigkeiten zur aktuellen Marvel-Serie, zu einem Comic Mega-Event oder Sonys und DCs neustem Versuch das MCU zu imitieren. Deutlich schwieriger als interessante Dinge im Internet zu finden, fällt es, den Tonnen an Bullshit und Fehlinformationen auszuweichen, die auf einen herabprasseln. Letzte Woche habe ich, nachdem ich es auf etwa fünf unterschiedlichen Twitter-Newsseiten gelesen hatte, kurz berichtet, dass die Arbeiten an der Gotham Knights-Serie eingestellt wurden. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass das Projekt nur nicht auf einem Releasekalender für 2022 stand. Ob es eventuell nur verschoben wurde, lässt sich noch nicht sagen. Ich hätte warten müssen, bis sich jemand von offizieller Stelle dazu äußert.
All das ist nicht neu und betrifft auch alle Newsseiten außerhalb des Superheld*innen-Bereichs. Besonders scheint am Superhero-Media-News-Cycle allerdings die fast co-abhängige Beziehung zwischen Info-Sites und ihren Leser*innen, was ab und an zu absurden Feedbackschleifen führt. Im Vorfeld zur diesjährigen San Diego Comic Con berichtete die Popkultur-Webseite Screen Rant über einen möglichen Auftritt von Superman-Schauspieler Henry Cavill. Einen Tag später erschien ein Artikel über die erfreuten Twitterreaktionen von Fans auf diesen Bericht. Dann erschien Cavill allerdings nicht und Screenrant schrieb – frei von jeglicher Selbstironie – einen „Superman Fans devastated Henry Cavill didn't announce his return“-Artikel. Das Gleiche passierte vor zwei Wochen, als jemand den Ant-Man 3-Trailer im Vorfeld schauen durfte und daraufhin nichts ahnend Fan-Art zum Charakter M.O.D.O.K auf seinem Instagram-Profil veröffentlichte. Mehrere clickbaity Überschriften haben dafür gesorgt, dass einige dachten, es würde sich dabei um ein offizielles Design handeln. „WTF is this supossed to be“, schrieb jemand auf Twitter. Es hagelte viel unangebrachte Kritik an einem Bild, das mit viel Mühe von einem unbezahlten Künstler erstellt wurde. Unbeachtet von alldem erschien kurze Zeit später ein Text mit der Überschrift „Fans have choice words after ‘Ant-Man 3’ MODOK design leaks“.
Teils lassen sich solche problematischen Berichterstattungen mit dem vorherrschenden Finanzierungskonzept im Netz erklären: Werbung. Heruntergebrochen bezahlen Werbende abhängig von Clickzahlen. Um sich zu finanzieren versuchen Newsseiten entsprechend möglichst viele Seitenbesuche zu generieren. Und das bedeutet wiederum, viele kleine, einfach geschriebene Artikel mit provozierenden Überschriften werden aufwendigen Longreads vorgezogen. Bekannt ist das alles spätestens seit den frühen 2010er-Jahren. Als die New York Times 2011 nach dem Beispiel vom Wall Street Journal und der Times eine Bezahlschranke einführte, gab es viel Geschrei und Debatten über die richtige Art der Finanzierung. Inzwischen sind viele Online-Zeitungen auf alternative Finanzierungsmodelle wie Crowdfunding und Mitgliedsbeiträge ausgewichen. Weil Werbung nicht mehr gut genug bezahlt, aber vor allem weil werbeunabhängiger Journalismus mehr Zeit und Raum für längere Beiträge zulässt.
Vor diesem Hintergrund überraschen „Fans reagieren auf xy“-Beiträge auf rein mit Werbung finanzierten Webseiten nicht sonderlich. Es braucht nicht viel Mühe, ein paar Twitterbeiträge zusammenzutragen. Und Artikel, die bestimmte Meinungen unterstützen, werden erfahrungsgemäß nicht wenig geklickt. Vielleicht sollten Journalist*innen aber zumindest darauf achten, dass sie keine wütenden Fans auf einen unbezahlten Künstler auf Instagram jagen.
Andere Superheld*innen-Nachrichten diese Woche:
Marvel macht mit Tinder Marketing für She-Hulk
IGN hat die Einstellung von Batgirl finanziell durchgerechnet. Spoiler: Einen fast fertigen Film für eine Steuerrückzahlung einstampfen, ergibt keinen Sinn.
Der PC-Release von Marvel‘s Spider-Man hat für einige schräge Mods gesorgt. Ein Programm lässt einen als Kingpin spielen, ein andered als Stan Lee. Leider gab es auch viel Ärger mit einem Mod, der Pride-Flaggen durch amerikanische Fahnen ersetzt hat. Die Mod-Plattform hat das Ganze inzwischen löschen lassen.
Für den neunten September ist ein Game-Showcase von Marvel und Disney angekündigt
She-Hulk wurde noch vor Ausstrahlung auf IMDb Reviewbombed
Der mittlerweile an Nextstar verkaufte Sender CW will sein Programm deutlich ändern. Geplant sind günstigere Produktionen, die sich mehr an dem durchschnittlich 58-jährigen Publikum orientieren. Das könnte deutlich weniger Superheld*innen-Shows wie Arrow, The Flash und Superman & Lois bedeuten.
Der Charakter Jonathan Kent aus Superman & Lois wird für die nächste Staffel neu gecastet.
Setfoto von der einen Szene in Staffel drei von The Boys. (ein bisschen NSFW)
Spielzeug zu Across the Spiderverse spoilern neue Figur
Netflix veröffentlicht Überraschungs-Zusatz-Episode zu Sandman.