So this is Christmas
Diese Wochen war so voll gepackt mit Spider-Man: No Way Home-Inhalten, dass der*die ein oder andere vielleicht nicht mitbekommen hat, dass das Staffelfinale von Hawkeye (So This is Christmas) lief. Das fiel, wie erwartet, besonders weihnachtlich aus: Schnee, Tannenbäume, Familienmitglieder, die sich umbringen wollen. Das ganze Programm. Ich will die Chance ergreifen, um in dieser Sonderedition von Fantheory of Everything über besonders weirde, weihnachtliche Momente in der langen Superheld*innen-Geschichte zu schreiben. Weihnachten als christlich-amerikanische Tradition war nämlich schon immer Teil von Superheld*innen-Medien. In den Vierzigerjahren stößt Superman zum ersten Mal auf den Weihnachtsmann und verteidigt ihn gegen die Bösewichte Dr. Grouch and Mr. Meaney.
In den Sechzigern rettet Santa Claus dann eine Stadt vor einem Klon von Adolf Hitler. Und spätestens Ende der Achtziger/Neunziger holten Autor*innen und Zeichner*innen wirklich alles aus den Feiertagen heraus. In The Spectacular Spider-Man #1 bricht ein bewaffneter Mann im Weihnachtskostüm in Wohnungen und klaut deren Elektronik. She-Hulk bekommt bei einem besonders schwierigen Fall detektivische Unterstützung von „Nick S. Christopher“, der sich (surprise, surprise) als Weihnachtsmann herausstellt und offenbar gerne in seiner Freizeit naughty und nice-Untersuchungen durchführt. Catwoman stiehlt in DCU Holiday Bash #1 einen Lastwagen von der Mafia und verschenkt den Inhalt an Bedürftige. Marvel Holiday Special 1991 erklärt Santa Claus zum Omega Level (besonders mächtigen) Mutant.
Meine Lieblings-Superheld*innen-Weihnachtsgeschichten sind allerdings alle vergleichsweise aktuell. Disclaimer: Das heißt nicht, dass sie tatsächlich gut sind, nur wirklich, wirklich unterhaltsam.
Hellboy: Christmas Special (1997)
Diese 50 Seiten dicke Weihnachtsausgabe über den freundlich gesonnenen sexy muskelbepackten Dämonen Hellboy enthält sowohl Geschichten von Hellboy-Erfinder Mike Mignolia als auch anderen. Über das klassische Horror-, Mystery-Setting wurde eine sehr dünne Schicht Weihnachtskitsch gelegt. Hellboy verspricht einer sterbenden Mutter ihre Tochter zu finden und ein Geschenk zu übergeben. Kurz bevor er geht, sieht sie ihn in einer Art dankbarer Wahnvorstellung als Weihnachtsmann. Ansonsten gibt es erstaunlich viele Mäuse, Werwölfe und mehrere Auftritte von Santa Claus.
Daredevil #7 (2011)
Es gibt so viele Daredevil-Geschichten, die an Weihnachten spielen. Einmal wurde Daredevils Weihnachtsparty von mehreren Bösewichten gesprengt. Die Netflixserie spielt zum Teil auch im Dezember. Was dieses Heft für mich so besonders macht, ist die Tatsache, dass er aus irgendwelchen Gründen mit einem „I am not Daredevil“-Pullover und angeklebten Hörnern auf seiner Kanzlei-Büroparty auftaucht. Der Rest des Comics ist auch nett (er rettet mehrere blinde Kinder bei einem Unfall und am Ende retten sie ihn), aber das besagte Panel ist definitiv das Highlight.
Klaus (2015)
2015 erschient beim Boom Verlag eine Art Originstory von Santa Claus. Der als sexy nordischer Superheld dargestellte Klaus wird von intriganten Mächten aus dem Königreich verbannt und rächt sich, indem er Kindern Geschenke schenkt und einige Wachen verprügelt. Geschrieben hat das Ganze Grant Morrison, nonbinary Autor*in von unzähligen Batmancomics, Doom Patrol und einer extrem merkwürdigen Storyline, bei der Superman von Hitler aufgezogen wird. (Ich wünschte, es wäre ein Witz.)
Deadpool #7 (2018)
Was machen Auftragsmörder kurz nach Weihnachten? Richtig! Sie werden von enttäuschten Kindern angeheuert, den Weihnachtsmann umzubringen. Überzeugt durch Geld wandert Deadpool also an den Nordpol und trifft dort einen halbnackten verstörten Santa Claus, der, ernüchtert von zwielichtigen Geschäften zwischen den Elfen und dem Roxxon Konzern, keine Geschenke mehr austragen will. Das Comic ist nicht sonderlich gut geschrieben, aber wirklich sehr unterhaltsam.