Sehen alle Marvel-Filme aus wie Spy Kids 3?
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„No offense but this is what all marvel movies look like to me now“, twitterte Userin @romanroyco vor etwa zwei Jahren zusammen mit einem Bild von Robert Rodriquez’ Spy Kids 3-D: Game Over von 2003. Der virale Tweet ist inzwischen zu einem Meme geworden, dem man zumindest auf Twitter nicht entgehen kann. Gibt man „Marvel Spy Kids“ ins Suchfeld ein, vergleichen zahllose User*innen unterschiedliche Marvelfilme mit Spy Kids 1 bis 3. Thor 4 sähe aus als hätte Marvel einen Spy Kids-Film gemacht, schreibt wer. „Marvel copiando Spy Kids“ (spanisch „Marvel macht Spy Kids nach“) behauptet ein*e andere*r und postet dazu Bilder, die definitiv aus Rodriquez anderer Filmreihe The Adventures of Sharkboy and Lavagirl stammen.
Den Regisseur Robert Anthony Rodriguez kennen viele heutzutage vermutlich von From Dusk Till Dawn, Sin City und der Machete-Reihe. Seinen finanziell größten Erfolg hatte er allerdings in den frühen Nullerjahren mit Spy Kids 1 bis 4. Rodriguez ist ein Early Adopter von 3D-Technologie und wurde, seinen eigenen Worten nach, von Star Wars-Erfinder George Lucas an digitalen Film herangeführt. „It’s like a magic trick“, erzählt er über seine Arbeit mit Green-Screens. In Rezensionen über ihn liest man öfters Wörter wie „child-like imagination“. Und tatsächlich hatte er viele Ideen, die er heute umsetzt, bereits als Teenager. Mit den Daumenwesen aus Spy Kids 1 gewann er mit dreizehn sogar einen Wettbewerb.
Diese Mischung aus kindlich anmutender Fantasie und Freude an neuen Filmtechnologien hat neben erfolgreichen Franchises teilweise wirklich merkwürdige Dinge hervorgebracht. The Adventures of Sharkboy and Lavagirl von 2005 wirkt wie eine sehr vereinfachte Version von Die Unendliche Geschichte auf LSD: Der Protagonist Max bemerkt eines Tages, dass all seine Träume von einer anderen Welt wahr geworden sind. Als er dorthin reist, bemerkt er aber, dass etwas nicht stimmt. Um den Planeten Drool (im Deutschen „Schleck“!) zu retten, macht er mitten in bedrohlichen Momenten ein Nickerchen, um die Dinge zurecht zu träumen. Im Weg steht ihm dabei Mr. Electric, ein riesiger Kopf mit kleinen Beinen und Armen aus Strom. Alles ist quietschbunt. Die Hintergründe sind teilweise sehr verwaschen, um von dem mehr schlecht als rechten Nullerjahre-CGI abzulenken. Spy Kids 3-D Game Over war der Versuch, 3D-Kino-Effekte mit 3D-Computerspielen zu verbinden. Das Ergebnis sind bunt angezogene Kinderschauspieler*innen, die durch pixelige Welten im Stil von Super Mario 64 und Banjo-Kazooie schweben.
@romanroyco’s anfangs erwähnter Tweet von 2021 bezieht sich, sofern ich das beurteilen kann, auf die ersten, recht bunten Marvelfilme von Phase vier (sie hat leider nicht auf meine Nachricht reagiert): Shang-Chi and the Legends of the Ten Rings, Eternals und Spider-Man: No Way Home. Ordentlich Aufwind hat die Behauptung „Marvelfilme sehen aus wie Robert Rodriguez-Produktionen“ aber dann vor allem durch Thor 4 und in den letzten Wochen durch Antman & The Wasp: Quantumania bekommen. In letzterem kommt M.O.D.O.K vor. Mit seinem riesigen Kopf sowie kleinen Armen und Beinen erinnert er sehr an Mr. Electric aus The Adventures of Sharkboy und Lavagirl. Geklaut hat ihn Marvel aber nicht, denn die Figur stammt ursprünglich aus einer Captain America-Comicgeschichte aus den Sechzigerjahren.
Es gibt allerdings auch einige gute Gründe, warum aktuelle Marvelfilme so häufig mit Spy Kids und anderen Rodriguez-Produktionen verglichen werden: Der übermäßige Gebrauch von CGI, eine ähnliche Farbgebung, die Verknüpfung der Filme zu einem Universum (der Protagonist von Machete ist der Onkel der Spy Kids), Themen wie Verbundenheit und Hoffnung, allgemeine Freude an absurden Bildern und ähnlich knallige Farben. Marvelfilme sind seit Patrick Willems Videoessay Why Do Marvel’s Movies Look Kind of Ugly? von 2016 deutlich bunter geworden und der Erfolg von Guardians of the Galaxy und Thor Ragnarok hat dafür gesorgt, dass das Studio von seinem ursprünglichen Anspruch, alles etwas düster und realistisch wirken zu lassen, deutlich abgerückt ist.
Robert Rodriguez’ neuster Film von 2020 – ein Nachfolger von The Adventures of Sharkboy and Lavagirl, ist schlichtweg ein Superheld*innen-Film. We Can Be Heroes wirkt als hätte man Avengers und Spy Kids in einen Mixer geworfen. Alien greifen an. Weil alle erwachsenen Superheld*innen entführt wurden, müssen ihre Kinder die Welt retten. In einer Szene hält eine der Protagonistinnen eine „Gemeinsam schaffen wir das“-Rede kurz bevor sie von Tentakeln angegriffen wird. Etwas, das so exakt im neuen Guardians of the Galaxy passieren könnte. Also ja, aktuelle Marvelfilme und Rodriguez-Produktionen sind sich recht ähnlich. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich auch nicht so genau.
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