Neue-alte Comicplattform und alternative Realitäten
Ich habe es vermisst über Superheld*innen zu schreiben. Einen Tag nach meinem letzten Newsletter verklagt Scarlett Johansson Disney, wenige Wochen später hatte Tim Drake (der dritte Robin von Batman & Robin) sein Coming Out als bi in Batman: Urban Legends#6 und alle redeten plötzlich über ein neues Comicangebot. Offenbar hat Substack, die Plattform auf der du gerade diesen Newsletter liest, einige namhafte Comicmenschen abgeworben und startet ein Großprojekt. Einer meiner Lieblings-X-Men-Autor*innen Jonathan Hickman kündigt eine eigene Serie an, die über das Newsletterformat publiziert werden soll. Ähnliches haben unter anderem ChipZdarsky und Illustratorin Molly Ostertag vor. Letztere ist bekannt für ihre wirklich schöne Graphic Novel The Girl from the Sea. Außerdem hat sich Tom Taylor, Autor von All-New Wolverine und Seven Secrets (im letzten Newsletter gefeatured), einen kleinen Scherz zu dem Thema erlaubt:
Ansonsten beschäftigten das Fandom die letzten Wochen einige neue Releases. The Suicide Squad, der Semi-Reboot von Suicide Squad (ohne das The, ich war auch verwirrt) hat sowohl das Publikum als auch Kritiker*innen begeistert. Aktuell ist der Film bei einem Rotten Tomatoes-Score von 91 Prozent, mehr als The Green Knight. An der ein oder andere Stelle kommentierten Filmnewsseiten die schlechten Box Office-Zahlen, und begegneten dabei wütenden Fans, die der Meinung waren, das liege an der Pandemie und dem simultanen Release auf Streaming Plattformen.
Die Marvel-Animationsserie What If wurde ebenfalls größtenteils positiv aufgenommen. Die einzigen Ausnahmen waren ein paar merkwürdige Posts darüber, dass die Figur Peggy Carter in der ersten Folge zu breite Schultern habe. Statt Steve Rogers bekommt sie in der Serie das Superserum. Breite Schultern machen in diesem Kontext sehr viel Sinn. Ein Tweet ging so weit, dass Peggy mit American Dream verglichen wurde, einer anderen Alternativversion von Captain America, die NICHTS mit Peggy Carter zu tun hat. Wer mehr über den tatsächlichen Charakter wissen möchte, der*dem sei dieser nette Artikel empfohlen: https://gizmodo.com/a-brief-history-of-peggy-carter-as-captain-america-1847477644/amp
Zusätzlich zu all dem gab es mehrere Filmtrailer und dank der Gamescom zwei neue Gameclips zu mehreren Marvelproduktionen. Spider-Man – No Way Home hat nach langem Warten erste Ausschnitte gezeigt (dazu mehr in der Spoilerzone unten) und derEternals Teaser hat zumindest angedeutet, warum diese neuen gottartigen Wesen nicht eingegriffen haben, als in den vorherigen Filmen ein außerirdischer Riese die halbe Bevölkerung des Universums ausgelöscht hat.
Fireaxis Games, bekannt für die Spieleklassiker XCOM und Civilization, hat ihre Arbeit an Marvel‘s Midnight Suns angekündigt, das lose auf den gleichnamigen Comics beruht. In einer Präsentation zeigt der Hersteller einige Figuren wie Wolverine, Iron Man, Blade und Magik sowie eine spannend aussehende Kartenmechanik. Im gleichen Zeitraum wurde außerdem eine neue Cutscene aus dem Guardians of the Galaxy-Spiel gezeigt.
Zu guter Letzt kam gestern Shang Chi in die Kinos. Ich werde allerdings erst heute dazu kommen, ihn zu schauen und dann berichten. Im Vorfeld gab es etwas Ärger: POC Culture, die seit Wochen Geld für asiatischstämmige Kinder aus ärmeren Verhältnissen sammeln, damit diese gratis den Film sehen können, schrieb auf Twitter folgendes
Sie beziehen sich damit auf ein Promoplakat zu dem Film mit einem Zitat von Grace Randolph. Die amerikanische Comicjournalistin ist leider schon mehrfach wegen unangenehmer Kommentare aufgefallen. Der Zitatplatz hätte stattdessen an einen asiatisch-amerikanischen Journalisten gehen sollen, war die Meinung bei POC Culture. Marvel ließ das Promoplakat stehen, hat aber mittlerweile noch ein zweites hinzugefügt mit einem Zitat von Wendy Lee Szany. Zu dem Thema problematische Repräsentation bei den Shang Chi-Comics und dem aktuellen Wandel hat Daniel Chin einen sehr guten Artikel bei The Ringer geschrieben.
Superheld*innen-Contenthaufen
Viel Freude haben mir in den letzten Wochen etwaige Memefizierungen von King Shark aus The Suicide Squad gemacht. Hier ist er mit dem Cast von Der Weiße Hai unterwegs.
Hier hat jemand den Fischkönig zusammen mit anderen Antiheld*innen in ein Gemälde gezeichnet.
Außerdem hat Twitternutzer @MrNiceGuy die im Netz zirkulierende Ansicht bebildert, Ant-Man hätte Thanos in Infinity Wars besiegen können, indem er wortwörtlich in seinen Hintern kriecht und im Anschluss wächst und eine mir unbekannte Person hat mit einem lebensechten Croki-Loki gekuschelt. Viel gelacht habe ich auch über diese Headline von der Satireplattform Hard Drive: Uatu the Watcher Groans at Pop-Up. Asking If He’s Still Watching Universe in Which Iron Man Gets Really Into Ska Music.
Ein Comic und ein Buch
Nightwing #83
Von der Reihe über den ehemaligen Batman-Sidekick hatte ich im Vorfeld schon sehr viel Gutes gehört. Auf Twitter sprach sogar jemand davon, dass er weinen musste. So aufgewühlt war ich nicht, aber seit Tom Taylor (der mit dem Substackwitz, s.o.) und Bruno Redondo die Comicreihe übernommen haben, lese ich sie wirklich gern. Bildkomposition und Story gehen hier Hand in Hand und erzählen eine sehr spannende, farbenprächtige Geschichte.
Hench: A Novel
Natalie Zina Walschots Debütroman über eine Frau, die von Kurzarbeitsaufträgen von Superbösewichten lebt, hat die vermutlich gar nicht so kleine Schnittstelle von Superheld*innen-Fans und Menschen, die schon mal einen unangenehmen Job hatten als Publikum. Das Setting erinnert stark an die Comicreihe The Boys, die von Amazon verfilmt wurde. Allerdings ist der Ton deutlich weniger aufgesetzt satirisch. Stattdessen erkennt man sich schnell wieder in der gefrusteten Person, die durch ihre Lohnarbeit ihren moralischen Kompass verliert.
Fan Theory & Spoilerzone
Hier ist der Ort für Fan-Theorien, was teilweise recht spoilery werden kann. Wer nichts vorweggenommen haben möchte und/oder nicht auf dem neusten Stand mit seiner aktuellen Superheld*innenserie oder -film ist, der*die möge bitte nicht weiterscrollen.
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Irgendwie haben Marvelfans ja schon vermutet, dass das Multiversum in Spider-Man – No Way Home eine Rolle spielen wird und Charaktere aus den alten Spider-Man-Filmen mit Tobey Maguire und Andrew Garfield auftreten. Ein Legoset zeigte schon vor einigen Wochen, dass Dr. Strange eine wichtige Rolle spielen wird. Nun taucht plötzlich Alfred Molina als Dr. Octopus (Doc Oc), dem Bösewicht aus Spiderman2 von 2004 wieder auf. Außerdem sehen wir eine Granate von Green Goblin. Ob das heißt, dass auch Willem Dafoe, der Schauspieler aus Teil 1 und 2 auftritt, ist unklar. Die sogenannte Deep Fake Theory behauptet außerdem, dass Tom Hollands Gesicht im Trailer auf Tobey Maguires Körper retuschiert wurde, um die Zuschauer*innen dann im Kino zu überraschen. Seit einer Weile ändert Marvel zwar tatsächlich Filmmaterial ab oder benutzt nicht-verwendete Szenen, um die Fans auf falsche Fährten zu locken. Bei dieser Theorie bin ich aber noch skeptisch.