In den Comics ist es aber ganz anders!
„Why do some comic book fans care about “comic-accurate” costumes in films, on television, etc?“ Diese Frage habe ich vor einer Weile auf der Plattform quora gelesen. Und seitdem stell ich mir in regelmäßigen Abständen so einige andere Fragen dazu. Hauptsächlich: Was hab ich damals auf dieser unübersichtlichen, hässlichen Webseite gemacht. Aber auch: Was soll „Comic Accuaracy“ überhaupt sein und warum sollten sich Filmadaptionen dafür interessieren? Das Marvel Cinematic Universe heißt nicht umsonst so. Es ist seine eigene Welt und nimmt Comics höchstens als Inspiration. Dennoch wird wirklich bei jedem neuen Superheld*innenfilm danach gefragt wie nah es an der Originalvorlage ist. Je näher desto besser, scheint es.
Als der Film X-Men 2000 rauskam und statt der bekannten grellgelben Kostüme für die Adaption auf schwarzes Leder auswich, ging ein Raunen durch die Fangemeinde. Die Frage “What would you prefer, yellow spandex?”, die im Film tatsächlich aufgeworfen wird, bejahte die Community mit langen, anstrengenden Blogposts. Bei Sam Raimis Spider-Man von 2002 wurde kritisiert, dass die gleichnamige Figur seine Spinnennetze aus seinen Händen schoss und nicht wie in den Comics eine separate Netzkanone hatte. Der mittlerweile in der klassischen Feuilletonkultur zum Klischee verkommene Satz „Das Buch ist besser als der Film“ gilt unter den Comicfans als gegeben.
Vor ein paar Wochen kündigte Warner Bros DC League of Superpets an. Ein Film der sich offensichtlich an Kinder richtet (Was mich persönlich nicht davon abhalten wird, ihn zu schauen).
Und statt das Ganze als das, was es ist, zu genießen, gab es wieder Beschwerden bezüglich der Comic Accuracy. Die Macher*innen haben sich ein paar Freiheiten genommen. Es fehlen zum Beispiel Wonder Womans fliegendes Känguru Jumpa, Supergirls cape-tragendes Pferd Comet und Bat-Cow. Dafür gibt es ein Schwein, das ich so noch nicht in den Comics gesehen habe. Ein wenig versteh ich die Enttäuschung darüber, die Kuh, die Batmans Sohn zum Vegetarier gemacht hat, nicht auf der großen Leinwand zu sehen. Aber ich nehme an, keiner möchte den Zuschauer*innen unter 12 erklären, dass Supergirls Pferd sich in den Comics einige Male temporär in einen Mann verwandelt und mit ihr geschlafen hat.
Ich diskutiere gerne darüber, wie nah Adaptionen am Original sind. Das macht mir Freude und daraus besteht ein großer Teil dieses Newsletters. Allerdings müssen wir aufhören Comic Accuracy als Qualitätsmerkmal zu sehen. Spider-Man von 2002 ist besser als The Amazing Spider-Man von 2012, obwohl sich letzterer deutlich näher am Original orientiert, was etwa den Webshooter angeht. Adaptionen leben davon, etwas Neues zu schaffen. Niemand möchte Altes zum hundertsten Mal wiederholen. Wer das nächste Mal, wenn ein weißer männlicher Charakter zu einer schwarze gehörlose Frau wird (wie in Eternals), das dringende Bedürfnis hat darüber zu schimpfen, der möge das doch bitte für sich behalten.
Andere Superheld*innen-Nachrichten diese Woche:
- Der Film Batgirl hat seine Dreharbeiten begonnen.
- Sony Produzentin erklärt im Interview das es noch weitere Spider-Man-Filme mit Tom Holland geben wird.
- Neuer Clip für die Serie Peacemaker (Spin-off von The Suicide Squad)
- Deleted Scenes vom neusten Venom-Film
- Setfoto von der DisneyPlus/Marvel-Serie Ms. Marvel
- Bilder von einer gestrichenen Szenen aus Hawkeye Folge 2
Superheld*innen im Netz
Für viel Erheiterung hat diese Woche auf Twitter ein Video der brasilianischen Regierung gesorgt. Die offizielle Seite postete dort ein Video von drei Spider-Men, die um einen eher unzufrieden dreinschauenden Mann und später Ärzt*innen, tanzten. Damit wirbt die Regierung für die Booster-Impfung und irgendwie auch für den nächsten Spider-Man-Film (?)
Viel gelacht wurde auch über den Disclaimer am Ende des Videos, in dem es hieß, man solle auf gar keinen Fall die „Stunts“ zu Hause nachspielen. Es gab nur wirklich keine Stunts. In jedem Fall bin ich nun vollständig überzeugt mich möglichst bald zu boostern, mit oder ohne Spider-Man.
Dagegen sehr unangenehm war in den letzten Tagen ein Post von Marvel-Illustrator Goran Parlov. Der über fünfzig Jahre alte Mann zeichnet für seinen Twitterkanal regelmäßig nackte Superheld*innen und kommentiert das Ganze mit „Frauen, so kompliziert“.
Die Fan-Community aus meinem direkten Umfeld versucht, das so gut es geht zu ignorieren. Man konzentriert sich lieber auf die positiven Aspekte des Genres, zumal Parlov offenbar von Kontroversen lebt. Diesmal hat er allerdings unbewusst eine kreative Möglichkeit geboten, sich mit dem offenen Sexismus auseinanderzusetzen. In einem aggressiv unlustigen Post behauptete er, Punisher würden keine Highheels stehen, weil er „ein echter Mann ist“. Daraufhin gab es selbstverständlich einige Zeichnungen von Punisher mit Highheels.
Comics, Comics, Comics
Wonder Woman Historia: The Amazons #1
Auf dieses Comic habe ich mich bereits seit der Ankündigung gefreut. Autorin Kelly Sue Connick schreibt seit Ewigkeiten sehr gute Indie-Reihen wie Bitch Planet und Ghost, Künstler Phil Jimenez hat in den Nullerjahren die Wonder Woman-Hauptreihe sehr erfolgreich übernommen. Der erste Band von The Amazons ist halb prunkvolle Jugendstilgemälde-Bildband über griechische Gottheiten, halb die erbauende (aber auch brutale) Geschichte von Amazonvölkern. Die Bildsprache passt sich hierbei der Erzählebene an. Ich bin sehr beeindruckt und kann den zweiten Band kaum erwarten.
Captain Marvel #34
Die aktuelle Hauptreihe über Captain Marvel ist sehr gut geschrieben und tonal dem MCU-Film sehr ähnlich. Band 1 ist entsprechend ein guter Einstiegspunkt, für alle die diese Version mochten und sich mehr wünschen.
Phoenix Song: Echo #2
Falls jemand wegen der aktuellen Hawkeye-DisneyPlus-Serie den Charakter Echo lieb gewonnen hat und jetzt darüber nachdenkt, dieses Comic anzufangen; lasst es lieber bleiben. Der Comic ist nett geplottet, aber enthält leider wirklich miserable Dialoge. Werde vermutlich nicht weiterlesen.
Fan Theory & Spoilerzone
Hier ist der Ort für Fan-Theorien, was teilweise recht spoilery werden kann. Wer nichts vorweggenommen haben möchte und/oder nicht auf dem neusten Stand mit seiner*ihrer aktuellen Superheld*innenserie oder -film ist, der*die möge bitte nicht weiterscrollen.
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Nachdem letzte Woche wieder einige Gerüchte laut wurden, dass Vincent D‘Onofrio seine Rolle als Kingpin aus Daredevil wieder in Hawkeye aufnehmen wird, scheint das nun immer wahrscheinlicher. Der „Onkel“, der Echo in die Wange zwickt, hat sowohl den Anzug als auch das Lachen von Daredevils alter Nemesis. Auch die Comics deutet darauf hin. Dort ist der Kingpin Echos Ziehvater. Auf Twitter wurde außerdem spekuliert, ob Jacques Duquesne aka Swordsman für das gleiche Team rekrutiert wird wie schon John Walker und Yelena Belova (Black Widows Schwester). Apropos: In einem Promovideo für die neuste Folge kann man sehr kurz eine komplett neue Person mit Superanzug sehen. Es liegt recht nah, dass das Yelena ist und sie sich darauf vorbereitet Clint Barton für den Tod ihrer Schwester verantwortlich zu machen.