Die ewige Debatte um nicht-weiße Superheld*innen
In eigener Sache: Ich mache bis Anfang September eine Sommerpause. Das fällt ungünstigerweise auf den Serienstart der Marvelserie What If, die zweite Staffel von Stargirl und den Release des DCEU-Films The Suicide Squad, aber ich werde meinen Teil dazu sagen, wenn ich zurückkomme. Klingt wie eine Drohung. Ist es auch ein wenig.
Diese Woche hat sich das Superheld*innen-Fandom im Netz mal wieder wegen nicht-weißen Castingentscheidungen angeschrien. Unter anderem weil bekannt wurde, dass latina Schauspielerin Leslie Grace Batgirl spielen wird und eine neuen Serie für HBO Max entsteht – aber dazu gleich mehr. Während sehr viele Kommentare hierzu deutlich rassistischer Natur waren (Nein, es ist NICHT so als würde man Black Panther weiß casten...), haben ein paar gut begründete Einwände dazu geführt, dass wir potentiell zwei schwarze Supermans (Supermen?) bekommen. Alles in allem kann man also vorsichtig von guten Nachrichten sprechen. Im Februar dieses Jahres wurde bekannt, dass J.J. Abrams im Gespräch mit Warner Bros. wegen eines Superman Films ist. Superman aka Clark Kent sollte schwarz sein und Ta-Nehisi Coates das Drehbuch schreiben. Einige waren glücklich darüber. Coates ist neben seinen journalistischen Tätigkeiten bekannt für eine sehr gute Black Panther-Comic-Reihe. Andere fragten sich, warum man Clark Kents Hautfarbe ändere, statt die Geschichte von bereits vorhandenen schwarzen Supermans aus Comic-Paralleluniversen wie Calvin Ellis oder Val-Zod zu erzählen. Nun kam heraus, dass Warner Bros. in einem „Wir werfen an die Wand was wir haben und schauen was hängen bleibt“-Ansatz jetzt auch mit Michael B. Jordan eine Val-Zod-Serie für HBO Max entwickeln möchte. Der Schauspieler war schon in Black Panther, Fantastic Four und Chronicles zu sehen und hat offensichtlich Freude an Superheld*innen. Das Internet freut sich und Twitter-Account Boss Logic hat bereits Fanart gezeichnet.
Superheld*innen-Contenthaufen
Ich muss jedes Mal lachen, wenn Marvel Studios alles unter Verschluss hält und LEGO und andere rechts und links Spoiler verteilen, wie Bonbons an Karneval. Bevor The First Avenger: Civil War erschien, verriet ein LEGO-Set den entscheidenden Ant-Man-Twist und vor ein paar Wochen kam eine Spider-Man-Figur zu dem neusten Film heraus, die das Kostüm-Design zeigte. Diesmal gibt es LEGO zur in Kürze erscheinenden Marvel Serie What If.
Eventuell muss ich mir einen Zombie-Captain-America holen, obwohl ich schon wirklich lange kein Plastik-Spielzeug mehr gekauft habe; in der Hoffnung ich könnte meine Wohnung halbwegs erwachsen gestalten. Wer nicht bis zum Serienanfang warten kann mit untotem Superheld*innen-Content, der*dem sei die Comic-Minireihe Marvel Zombies empfohlen.
Mit Marvelmerchandise hat diese Woche auch der bayrische Ministerpräsident Schlagzeile gemacht. In einem maximal unangenehmen Tiktok-Video zeigt er seine Captain America-Tasse und eine Iron Man-Figur. „Find‘ das große Klasse“, sagt er brav auf, während hinter der Kamera vermutlich ein Mitte dreißigjähriger Social-Media-Manager steht und ihm Stichwörter hochhält. Immerhin wissen wir jetzt wie „Avengers“ auf bayrisch ausgesprochen wird und haben dieses verstörende Bild vom öffentlich rechtlichen Fernsehen bekommen:
© Sven Hoppe, BR/picture alliance/Marvel
Wie man auch im Alter würdevoll über seine Freude an Comicfiguren spricht, beweist Loki-Schauspieler Richard E. Grant, der auf Twitter stolz Fanart von sich zeigt. Vorher hatte er sich in einem Interview beschwert, dass Marvel ihm in der Disney+-Serie keine fake-Muskeln gegeben hat.
Schlussendlich gab es diese Woche mal wieder einen Artikel über Nightwings Hintern, die ich nicht müde werde zu teilen: https://melmagazine.com/en-us/story/understanding-comics-fans-undying-thirst-for-robins-firm-firm-ass
Comics, Comics, Comics
United States of Captain America #2
Die neue Comicreihe von Christopher Cantwell,Josh Trujillo, Dale Eaglesham und Jan Bazaldua liest sich wie ein Fanservice-Abenteuerroman. Steve Rogers und Sam Wilson, beide zu diesem Zeitpunkt Captain America, suchen ein Schild, stoßen dabei auf andere Captain Americas und werden von zwei übermenschlichen Nazis gejagt. In der Presse war der Comic wegen einem etwas verwirrenden, aber teils kritischen Monolog über den „American Dream“ und wegen Aaron Fischer, dem „ersten schwulen Captain America“ (habe diese Behauptung noch nicht nachgeprüft, kann aber gut sein).
Eternals #6
Götter*Göttinnen kämpfen in einer erfrischend langsam erzählten Geschichte gegen Thanos und teilweise sich selbst. Die etwas schwülstige Erzählstimme passt zur Atmosphäre, ist aber leider in recht unansehnliche Textboxen gestopft worden.
Shang-Chi #4
Die Mini-Comicreihe ist, soweit ich das verstanden habe, so halb Werbung für den Film, aber auch eine eigenständige Geschichte, die etwas später ansetzt als die Originstory. Shang-Chi erbt ungewollt die kriminelle Vereinigung seines Vaters und versucht, sie zum Guten zu erziehen. Dabei gibt es allerlei recht künstlich hergestellte Situationen, bei denen er gegen Spider-Man, Captain America und Co. kämpft.
Batman Secret Files: Huntress #1
Diese one-off Geschichte über Huntress aka Helena Bertinelli ist ein Mischmasch aus neo-noir Charme und Horror-Comics aus den Fünfzigern. Die mit einer Armbrust ausgestattete Anti-Heldin jagt einen Parasiten, der in Gotham von Mensch zu Mensch springt und seine Opfer aufeinander losgehen lässt. Viel Nahaufnahmen von Augen und Trauma-Metaphern in diesem Comic.
Fan Theory & Spoilerzone
Hier ist der Ort für Fan-Theorien, was teilweise recht spoilery werden kann. Wer nichts vorweggenommen haben möchte und/oder nicht auf dem neusten Stand mit seiner aktuellen Superheld*innenserie oder -film ist, der*die möge bitte nicht weiterscrollen.
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Beschäftigt hat das Marvelfandom diese Woche primär zwei Dinge: Die Theorie, dass Iron Man im MCU bereits von Kang wusste; dem Bösewicht von Ant-Man and the Wasp: Quantumania, der in der Loki-Serie angekündigt wurde. Das erklärt Youtuber Emergency Awesome hier am besten:
Außerdem hat der neuste Minitrailer zu Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings mal wieder die Diskussion über die Größe der zehn Ringe angefeuert. Es gab tatsächlich ein paar Beschwerden darüber, dass die Ringe im Film nicht denen aus den Comics entsprechen würden (Ich vermute, weil Comicfans es lieben, darauf hinzuweisen, dass sie das Originalmaterial gelesen haben).
Shang-Chi und der Manderin sind im Teasertrailer deutlich zu sehen, wie sie eher mit Armreifen als mit Ringen kämpfen. Inzwischen hat das ein paar andere Klugscheißer*innen auf den Plan gerufen, die das Ganze als besonders comic-konform bezeichnen. Ursprünglich stammen die Ringe nämlich von Makluans, außerirdischen Drachen (Ja, du hast richtig gelesen). Was für die Drachen also normale Ringe sind, sieht bei Menschen eher aus wie Armreife. Das ist alles unbestätigt, aber das hindert niemanden daran, sich massiv darüber zu streiten.