Comics sind für Kinder
Willkommen bei Fan Theory of Everything, einem Newsletter über die aktuelle Woche in Superheld*innendebatten, -gossip und Comics. Mal funny-haha, mal funny-merkwürdig, mal beides. Es ist ein Versuch, eine Schneise durch das dicht verflochtene Gestrüpp zu schlagen, das über 90 Jahre Superheld*innengeschichte hervorgebracht haben.
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„Comics sind nicht nur für Kinder“, hat vermutlich jede*r einmal entnervt gemurmelt, die*der vor dem Superheld*innen-Boom der Nullerjahre mit über Zwanzig Comics gelesen hat. Ähnlich wie die Killerspieldebatte der Neunziger bringt die „Comics sind für Kinder“-Debatte einige Emotionen mit sich und endet meistens mit wüsten Beschimpfungen. Jahrzehntelang versuchten Verlage und Leser*innen gegen die Behauptung anzukämpfen — teils mit dem sehr seriös klingenden Begriff Graphic Novel, teils mit übertrieben brutalen, edgy, düsteren Inhalten. Mittlerweile haben Fans eine Art aggressiven Beißreflex entwickelt, wenn es um die Behauptung geht, Comics seien für Kinder. Als ich vor ein paar Jahren nichtsahnend Jugendliteratur und Comics verglich, schrieben mir mehrere erbost, ich hätte Comics Infantilität unterstellt (habe ich wirklich nicht. Der ganze Text war ein Liebesbrief an Superheld*innen).
Lange habe ich deshalb einen „Comics für Kinder“-Newsletter vermieden, um mich nicht mit voller Wucht in Nesseln zu setzen. Nachdem mich aber mehrere Eltern im Freundeskreis gefragt haben, ob ich Empfehlungen für ihre superheld*innenbegeisterten Kinder hätte, mache ich das jetzt doch. Vorab sei aber noch einmal deutlich gesagt: Comics sind nicht nur für Kinder!
Der deutsche Ableger vom italienischen Unternehmen Panini hat hierzulande die meisten Rechte an Marvel- und DC-Comics. Unter Panini Mein erster Comic und Panini Kids lassen sich einige gut zusammengestellte kindergerechte Bände finden. Superhero Girls und Teen Titans Go fallen ebenfalls in diese Rubrik und bilden eine Art Grundstock an Geschichten für junge Einsteiger*innen. Gelegentlich gibt es sogar ein Crossover der beiden Teams.
Besonders gute Erfahrungen habe ich mit Hallo Justice League, Batman: Little Gotham und Batman, Robin und Howard gemacht. Alle schaffen es auf extrem charmante Art den Ton eines Kinderbuchs zu treffen und dennoch den Figuren gerecht zu werden. Das preisgekrönte Tiny Titan, einer meiner persönlichen Favoriten, habe ich leider nicht auf deutsch gefunden, aber Jeder fängt mal klein an von demselben Künstlerteam Art Baltazar und Franco gibt es bei Panini.
Wer eher etwas in Richtung textlastigem Bilderbuch statt Comic sucht, empfiehlt sich ein Blick in das Lesechecker*in-Programm von Thienemann Esslinger. Willkommen in der Superheldenschule und Superschurken Schlafen Nie von der auf Tiktok extrem sympathisch wirkende Autorin Preeti Chhibber, lohnt sich für Leseanfänger*innen und deren Eltern und bietet außerdem ein wirklich schönes Layout und fantastische Illustrationen.
Was ich im Gespräch mit Kindern aus dem Freundeskreis festgestellt habe: Lexika kommen erstaunlich gut an. Der DK Verlag, bei dem auch die Novelizations der Filme erscheinen, veröffentlicht in regelmäßigen Abständen aktualisierte Versionen von Lexika über Marvel- und DC-Figuren. Marvel Avengers Lexikon der Superhelden und DC Comics. Das große Superhelden-Lexikon lohnen sich für einen guten Überblick zu den Figuren. Wer seinen Kindern eher das Filmuniversum näher bringen möchte, ist mit Marvel Studios Lexikon der Superhelden vermutlich am besten bedient. Ich hatte schon lange Gespräche mit einer Elfjährigen darüber, ob man den Spider-Man-Bösewicht Sandman in einem zweiten Mond verwandeln könnte. Inzwischen hat sie das Avengers Lexikon etwa dreimal gelesen und kann auswendig die Stärken und Schwächen einiger Figuren aufzählen.
Mit dem Erreichen des 12. oder spätestens des 14. Lebensjahrs vervielfachen sich die Comicoptionen noch mal enorm. Spider-Man ist in den Sechzigerjahren als Figur für Teenager entworfen worden. Seitdem zeigt sich Marvel bis heute enorm interessiert daran, neben seinem erwachsenen Publikum auch seine adoleszente Leserschaft zu bedienen. Figuren wie Ms. Marvel, Iron Heart, Squirrel Girl und Moon Girl mit ihrem Sidekick Devil Dinosaur sind darauf angelegt, sowohl alte als auch neuere Fans abzuholen. Die Reihe Runaways vom Autoren Brian K. Vaughan (Saga und Paper Girls) handelt von mehreren Teenagern, die herausfinden, dass ihre Eltern Bösewichte sind. Champions ist ein Team aus mehreren jüngeren Superheld*innen, die oft gegen den bösen Konzern Roxxon kämpfen.
Der beste Tipp den ich Eltern geben kann, die Kinder mit einer Freude an Superheld*innen haben: Lest selbst diese Comics. Dadurch lässt sich besser herausfinden, was für eure Kinder passt und ihr habt die Möglichkeit sie auf eine ganz besondere Art kennenzulernen.
Superheld*innen-Nachrichten diese Woche:
Ant-Man 3 kommt in die Kinos und befeuert erneut das „Alle Marvel-Filme sehen aus wie Spy Kids 3“-Meme an.
Neuer Trailer und Poster für Guardians of the Galaxy Vol. 3. Toxische Fans sind offenbar sauer über die Brustgröße von Nebula (genau hab ich das auch nicht verstanden)
The Marvels wird auf November verschoben und bekommt ein erstes Poster.
Emma Corrin wurde wahrscheinlich für Deadpool 3 gecastet
Disney+ verliert 3,8 Millionen Abonnent*innen im asiatischen Raum. Vermutlich wegen der fehlenden Rechte an der Indian Premier League letztes Jahr
Französischer Verteidigungsminister kritisiert die „irreführende Darstellung“ französischer Soldat*innen in Black Panther 2.
Dominique Thornes Audition-Tape für Iron Heart ist aufgetaucht.
Neil Gaiman schreibt neue Sandman-Kurzgeschichte für Neuauflage.